Aktive Frequenzweiche
Für die sinnvolle Kombination des kleinen Paares IK Multimedia iLoud Micro Monitore mit dem (fast ebenso kleinen) Fostex PM-SUBmini 2 wurde ich auf der Suche nach einer aktiven Frequenzweiche bei den Anbietern für den HiFi-Bereich nicht fündig: Zu aufwändig (groß) und zu teuer! Im Bereich Studio-Technik fielen mir dann zunächst zwar preiswerte, aber auch nur im großen 19"-Gehäuse befindliche Aktivweichen auf. Dann stieß ich auf das kleine Kästchen der Thomann-Hausmarke "t.racks". Anstatt komplexer Analogtechnik wirkt hier im Inneren ein kleiner DSP mit je vier Ein- und Ausgangskanälen. Gut, man hat damit je eine zusätzliche AD-/DA-Wandlung im Signalweg, aber aus eigener Entwickler-Erfahrung weiß ich, dass das Signal von einer Kette analoger Schaltungen auch nicht gerade unbeeinflusst bleibt.
Gut verarbeitet und schlicht, ohne jegliche Bedienungs-Elemente kommt die t.racks DSP 4x4 Mini dem Karton. Sämtliche Einstellungen müssen über einen Computer erfolgen (nur Windows!). Nach dem Finden der optimalen Einstellungen ist die Verbindung zum Computer nicht mehr nötig und kann dauerhaft (oder eben bis zur nächsten Einstellung) davon getrennt werden.
Neben der Mini-CD mit der Software liegen auch ein Steckernetzteil und ein (viel zu kurzes!) USB-Kabel bei. Eine Bedienungsanleitung findet sich ausschließlich auf der CD oder als Download bei Thomann. Der Download ist in Farbe und naturgemäß auf dem aktuellsten Stand.
Zunächst wird das Gerät mit Monitor-Controller, den Satelliten und dem Subwoofer verbunden, dann wird das Netzteil angeschlossen. Bevor nun der Kontakt mit dem PC hergestellt wird, sollte auf diesem die Software von der CD installiert werden. Erst dann wird das Gerät über das USB-Kabel mit dem Rechner verbunden und die Software gestartet. Sie präsentiert sich sehr übersichtlich und fast selbsterklärend. Die englische Oberfläche kann in Deutsch umgestellt werden, jedoch vergisst die Software diese Einstellung und startet beim nächsten Mal wieder in Englisch.
Da ich zwei Eingangskanälen nur jeweils einen Hoch- und Tiefpass zuordne, benötige ich nur die Menüpunkte "Matrix" für die Kanal-Zuordnungen sowie dann „Out1“ bis „Out4“ für Filter und eventuelle Entzerrungen. Die anderen Funktionen (Gate, Kompressor Delay), die ich nicht benötige, bleiben in diesem Test außen vor. Auch von „Gain“ lasse ich zunächst die Finger, damit das Signal im Pegel einfach 1:1 durchgeleitet wird, um eine exakte klangliche Vergleichbarkeit zwischen gefiltertem und unbearbeitetem Signal zu ermöglichen.
Für meinen konkreten Anwendungsfall stelle ich am Ende 18-dB-Filter mit Butterworth-Charakteristik ein. Diese haben sich schon früher meist als effizient und klanglich hervorragend für den Einsatz zwischen Satelliten und Subwoofer erwiesen. Die Übergangsfrequenz stelle ich auf rund 110 Hz ein. Damit werden die Satelliten von der untersten Oktave entlastet. Weil sie exakt mittig auf einer Linie mit den Satelliten angeordnet sind, bleibt der Subwoofer nun gerade nicht mehr ortbar. Er bekommt per Equalizer noch eine sanfte Entzerrung am unteren Ende verordnet und dann geht es in den Hörtest.
Generell fällt auf, dass der DSP unter den beschriebenen Bedingungen in den tiefen und mittleren Frequenzen sehr neutral arbeitet. Die Höhen werden offenbar geringfügig „besänftigt“. Über den DSP abgespielt klingen die Micro Monitors dadurch im positiven Sinne etwas weniger spitz als bei direktem Betrieb (das oben beschriebene, manchmal „Vorlaute“ in den Höhen wird abgemildert), im negativen Sinne jedoch auch geringfügig weniger klar. Je nach Material setzt sich mal der eine, mal der andere Effekt stärker durch. Das ist nur beim direkten Umschalten hörbar und bewegt sich auf einem soeben wahrnehmbaren Level. Rauschen, Brummen und Digitalisierungs-Artefakte werden in meinem Betrieb durch den DSP nicht produziert.
Gesamtbewertung
Kommen wir zur Beschreibung und Bewertung des Gesamtsystems, also auch die Unterschiede zwischen dem Betrieb ausschließlich über Monitor-Controller sowie IK Multimedia iLoud Micro Monitore und deren Unterstützung durch den Fostex SUBmini 2 bzw. zusätzlich den t.racks DSP 4x4 mini.
Dank zweier Eingänge an den iLoud Micro-Monitoren ist der Aufbau so verschaltet, dass ich per Monitor-Controller direkt zwischen den ungefilterten Satelliten ohne Subwoofer und den mittels t.racks DSP mini gekoppelten Satelliten plus Subwoofer umschalten kann.
Nach wie vor überrascht das – im Hinblick auf ihre geringe Größe – breite Klangspektrum der ohne Subwoofer-Unterstützung arbeitenden Micro-Monitore. Bei vielen Aufnahmen wird kaum ein Unterschied hörbar, wenn auf die Subwoofer-Unterstützung umgeschaltet wird; kammermusikalischen Aufnahmen barocker oder frühklassischer Werke (z. B. Bachs Partiten für Violine oder Haydn-Trios) enthalten einfach nichts, das der Subwoofer den Satelliten abnehmen könnte.
Die Micro Monitore sind also schon ohne weitere Unterstützung hervorragende, neutrale Lautsprecher. Das Einfügen des Subwoofers in die Wiedergabekette (insbesondere über eine aktive Frequenzweiche mit Hoch- und Tiefpass-Filterung) wertet das System dann nochmals auf. Das komplette System klingt dann meist deutlich natürlicher, weil viele Instrumente (Kontrabässe, Klaviere …) und Stimmen (Männer!) dann einfach glaubhafter wirken. Der Subwoofer drängelt sich dabei nie in den Vordergrund und wirkt nur dann unterstützend, wenn er wirklich etwas wiederzugeben hat.
Bei Aufnahmen, die Frequenzen im Bereich zwischen etwa 60 Hz und der Trennfrequenz enthalten, bringt der Subwooferbetrieb auch hörbare Entlastung für die Satelliten. In deren unterstem Übertragungsbereich entfallen Pumpgeräusche, zu denen ihre Bassreflex-Öffnung in seltenen Fällen durchaus neigt. Dank steiler Hochpass-Flanken wird alles, das diese Geräusche induziert, schon vorher abgehalten; bzw. auf einen so niedrigen Level reduziert, dass nichts davon mehr hörbar ist. Das Zustopfen der Öffnungen, wie es offenbar einige Anwender betreiben, kann man sich also ersparen. Der neue, untere Durchlassbereich der Micro Monitore klingt nun noch sauberer – gut hörbar bei Stimmen! Insgesamt steigt auch die Pegelfestigkeit der Satelliten an.
Töne unterhalb 60 Hz werden nun überhaupt erst hörbar gemacht. Zwar reicht der Fostex PM-Submini 2 normalerweise nur bis etwa 45 Hz hinab, aber dank DSP kann er am unteren Ende noch geringfügig entzerrt werden, so dass er bis unter 40 Hz läuft. In meinem Aufbau funktioniert das reibungslos, weil der Höchstpegel recht niedrig ist. Fostex-Elektronik und -Lautsprecher kommen also gerade soeben nicht an ihre Grenzen – in anderen Kombinationen mag dafür kein Spielraum sein! Was der SUBmini 2 nicht kann, ist Partybeschallung, Zwerchfellmassage oder der Einsatz in einer Surround-Anlage, denn die Physik kann er nicht überlisten! Im Nahbereich auf dem Schreibtisch jedoch überzeugt er mich zu 100 %.
Interessanterweise wirkt sich der Einsatz von Subwoofer und Aktivweiche auch auf die Wiedergabe des Raumes aus, der insgesamt luftiger wirkt. Der Klang scheint sich noch ein wenig mehr von den Lautsprechern zu lösen, was besonders bei klassischem, großem Orchster auffällt. Eine Sibelius-Tondichtung klingt nun nicht mehr tendenziell tonal dünn und räumlich eng, sondern angenehm rund und offen. Fast so, wie man es aus dem Konzertsaal kennt. Der Konzertsaal wird jedenfalls greifbarer, wenn die Tontechniker ihn denn mit ihren Mikrofonen eingefangen haben.
Sowohl die Hauptlautsprecher wie auch der Subwoofer klingen nach einer Einspielzeit von einigen zehn Stunden (bei mir nach einer knappen Woche erreicht) nochmals ausgewogener und spürbar souveräner. Das Klangbild scheint weniger an den Lautsprechern klebend, als direkt nach dem Auspacken der Lieferungen.
Fazit
Ist der Qualitätsgewinn den Zukauf von Subwoofer, Aktivweiche und zusätzlichen Kabeln den Mehrpreis wert? Immerhin kostet diese Erweiterung in etwa ja noch einmal so viel, wie schon die Hauptlautsprecher selbst. Ich meine ja!
Bei einem Teil der gehörten Aufnahmen überzeugten die Hauptlautsprecher schon ohne weitere Unterstützung. Bei einem weiteren Teil jedoch klingen sie schnell dünn oder überfordert. Beides wird durch den Einsatz des Subwoofers verbessert – und noch mehr im Zusammenspiel mit dem als aktive Frequenzweiche beschalteten t.racks-DSP. Das komplette System klingt in meiner Konfiguration fast immer „erwachsener“ und noch losgelöster von den Lautsprechern. Dabei immer so neutral und ehrlich, so dass Misch- oder Mastering-Fehler deutlich hörbar gemacht werden. Aber auch der Einsatz zum simplen Musikhören bringt sehr viel Freude.
Meine HiFi-Anlage schalte ich nur noch ein, wenn ich wirklich einmal das gesamte Wohnzimmer beschallen muss oder wir uns einen besonderen Kinofilm bzw. Konzertmitschnitte über den Fernseher anschauen.