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Mikrofone

Kamera-Richtmikrofon
Für O-Ton-Aufnahmen setze ich direkt auf der jeweiligen Kamera ein kleines Mono-Richtmikrofon ein, das SE Electronics Pro Mic Laser. Qualitativ trotz des moderaten Preises herausragend, ist es leider nicht mehr erhältlich. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle auch keine ausführliche Besprechung einfügen – auch wenn es diese verdient hätte!
Universelles Kleinmembran-Mikrofon für USB
Für Ton-Aufnahmen aller Art (Musikdarbietungen, Atmos, Sprache u. v. m.) fand ich das Shure MV88+. Bei diesem Mikrofon handelt es sich um ein recht kompaktes Modell, das sehr universell sowohl im Studio wie unterwegs einsetzbar ist.
Dank integrierter Vorverstärker, AD-Wandlers und einer USB-Schnittstelle ist es ohne weitere Hardware-Hilfsmittel direkt an Geräten mit einem der Betriebssysteme Windows, Android oder iOS einsetzbar. Die Software-Unterstützung ist dabei für iOS am besten, Windows und Android werden (obwohl deutlich weiter verbreitet) vergleichsweise nachlässig unterstützt, insbesondere im Bereich Video. Dennoch funktioniert es natürlich auch an Winows-PCs und einer kleinen Auswahl geeigneter, (in 2020) eher neuer Android-Tablets und -Smartphones.
Zusammen mit einem Smartphone entsteht ein kompakter und komfortabler Field Recorder – insbesondere, wenn man unter Android die gleichnamige App des Anbieters Dr. Pfitzinger nutzt. Da die technischen Eigenschaften des Shure-Mikros sehr gut sind, lassen sich in dieser Kombination hervorragende Aufnahmen realisieren. Allerdings zwingen die vielen Möglichkeiten sowohl des Mikros wie der App dazu, sich vorher intensiv damit auseinanderzusetzen.
Für das Mikrofon wird auf der Herstellerwebseite eine Bedienungsanleitung angeboten, die sogar in Deutsch verfügbar ist (allerdings zum Jahreswechsel 2020/21 noch nicht komplett oder nur nachlässig übersetzt ist). Für die App File Recorder befinden sich ausführliche Erläuterungen innerhalb der verschiedenen Einstellungs-Fenster für jede einzene Einstellung, außerdem existiert eine Webseite mit vielen zusätzlichen Informationen und Anregungen.
Im Lieferumfang befinden sich neben den sehr kurzen USB-Kabeln auch ein kleines, robustes Tisch-/Hand-Stativ mit Kugelgelenk und ein optionaler Smartphone-Halter, der allerdings weniger vertrauenserweckend wirkt. (Deswegen ersetzte ich ihn durch einen des Typs Woohoto.) Auch ein einfacher Schaumstoffwindschutz ist vorhanden. Mit diesem Zubehör ist es quasi überall möglich, sofort mit Aufnahmen loslegen zu können. Ein echter Windschutz muss als Sonderzubehör angeschafft werden – für mich unverstänlich beim schon recht hohen Mikrofon-Preis (mehr s. am Ende dieses Abschnittes).
Bei Video-Drehs setze ich das MV88+ gern zusätzlich zum Richtmikrofon auf der Kamera ein, um in Form von Atmos quasi den „akustischen Raum“ einzufangen. Auch zum nachträglichen Aufsprechen von Text auf eine weitere Tonspur bei der Nachbearbeitung ist es – bei entsprechend dem Zweck geänderten Grundeinstellungen – bestens geeignet. Spezialisierte Mikrofone mögen in Teilbereichen jeweils noch bessere Eigenschaften aufweisen, aber dann müsste schon eine kleiner Sammlung solcher Mikrofone vorliegen: Ein Paar Kleinmembran-Mikrofone, Großmembranmikrofon, Reportermikrofon, Lavaliermikrofon usw. – solch eine Sammlung kostet und beansprucht Platz. So erfüllt das MV88+ seinen Zweck selten perfekt, aber immer so gut, dass das Ergebnis besser ist, als das der Originalmikrofone von Smartphones, Kameras, Dikiergeräten oder billigen Kompakt-Recordern; im Sinne von Rauscharmut, tonaler Ausgewogenheit, Auflösung und (bei Stereo) Räumlichkeit.
Ein großer Nachteil dieses Mikrofons ist seine Empfindlichkeit für Körperschall. Sobald das Kabel oder auch das am anderen Ende angeschlossene Gerät berührt wird, schlägt sich dies in der Aufnahme nieder. Bei Montage auf dem Stativ wird jede Berührung der Tischplatte, auf der es steht, übertragen. Es sind also dringend Maßnahmen zur akustischen Entkopplung nötig!
Windjammer
Der Windschutz muss als Sonderzubehör angschafft werden. Zu seiner Montage muss bedacht werden, dass das Fell über die zusammen mit dem Mikrofon ausgelieferte Schaumstoff-Kugel gezogen werden muss – ansonsten hält es nicht auf dem zylindrischen, glatten Metallkorpus des Mikrofons! Dies ist leider nur recht versteckt (und in Englisch) auf der Verpackung notiert und ich hatte mich zunächst schon geärgert, weil ich den Windschutz nicht fest bekam. Nachteil dabei: Der Original-Schaumstoffwindschutz leidet darunter; bleibt abzuwarten, wie lange er hält (... und gibt es ihn überhaupt als Ersatzteil?).
Aber dies ist auch schon meine einzige Kritik. Denn das, wofür sie gedacht ist, erfüllt die Deadcat perfekt: Wind vom Mikro abzuhalten und Windgeräusche zu vermeiden. Die Schaumstoffkugel mag als Popschutz ausreichen, Windgeräusche hält sie nicht ab.
Für den Außeneinsatz also – trotz des mit rund 30 Euro überhöht scheinenden Preises – ein absolutes Muss!
Großmembran-Mikrofon
Das Shure-Mikrofon mag ein wunderbares Allzweckwerkzeug sein, aber es ist wie mit allen Universalwerkzeugen: Es kann irgendwie alles, aber manchmal kommt in Spezialbereichen der Wunsch nach mehr auf. Für reine Sprachaufnahmen „im Studio“ können beispielsweise Großmembranmikrofone besser geeignet sein.
Es gibt sie als dynamische Tauchspulenmikrofone, die ähnlich wie ein Lautsprecher funktionieren, nur eben mit umgekehrter Signalrichtung. Der Schall wird durch eine im Magnetfeld bewegte Spule in elektrische Signale umgewandelt – beim Lautsprecher wird ein elektrisches Signal in Schall umgewandelt. Diese Mikros sind robust und haben physikalisch bedingt einen eingegrenzten Frequenzumfang, der natürlich perfekt auf Sprachfrequenzen angepasst sein kann. Als Nachteil ist die geringe Empfindlichkeit anzusehen, die eine hohe Verstärkung (oft größer als 60 dB) nötig macht, welche in der Regel mit stärkerem Rauschen einhergeht. Außerdem eignen sie sich wegen des eingeschränkten Frequenzgangs meist kaum für andere Aufgaben.
Kondensatormikrofone funktionieren wie ein Folienkondensator, der proportional zum Schall seine Kapazität ändert. Dies geschieht sehr viel trägheitsärmer als bei der bewegten, sehr viel massereicheren Spule, weswegen sich der Frequenzumfang bis weit über die menschlichen Hörgrenzen hinaus erstrecken kann. Diese Mikrofone klingen oft feiner und höher auflösend. Sie sind dadurch universeller einsetzbar. Ihre Nachteil ist die Notwendigkeit einer Polarisierungsspannung für die Kondensator-Folien („Phantomspannung“), die auf 48 Volt standardisiert ist.
Nachdem ich vor Jahren schon einmal ein Kondensatormikrofon im Einsatz hatte, vermisste ich nun doch ein wenig sein im Tieftonbereich volles, warmes und im Hochtonbereich feines, luftiges Klangbild. Zunächst schaute ich mich im unteren Preisbereich um und fand das Studio Projects B1 sowie das SE Electronics X1S im Vocal Pack. Beide glänzen mit brauchbaren technischen Werten und guter Ausstattung – beide sind jedoch recht voluminös gebaut.
So stieß ich auf das Lewitt LCT 440 Pure, das deutlich kompakter daherkommt. Geschätzt hat es mit Spinne und Poppschutz vielleicht das halbe Volumen wie mein altes t.bone-Mikrofon oder auch die oben genannten B1 und X1S. An meinem neuen, sehr kleinen Audio-Platz spielt das (leider) auch eine Rolle. Das LCT 440 ist zwar etwa doppelt so teuer, wie das B1, verfügt jedoch durch nochmals bessere Eigenschaften: In seiner Preisklasse wird diese Kombination aus linearem Frequenzgang, hoher Empfindlichkeit sowie Rausch- und Verzerrungsarmut ansonsten eher selten erreicht – das Mikrofon zeichnet sich also durch ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis aus.
In der Praxis ist  in der Tat ein sehr ausgewogener Klang festzustellen. Eine leichte Anhebung der Höhen zwischen etwa 4 und 13 KHz sorgt für klare Sprache ohne dass es spitz klingt. Die Tiefen sind linear und können gut und sanft über den (nicht übermäßig stark ausgeprägten) Nahbesprechungseffekt – also die Sprecher-/Sänger-Entfernung zum Mikrofon – gesteuert werden. Insgesamt klingt das Mikro von sich aus sehr neutral. Das mag manchem, der sich mehr Eigencharakter erhofft, nicht gefallen. Dafür jedoch reagiert es in der DAW sehr gutmütig auf die Anhebung oder Absenkung ausgesuchter Frequenzbereiche.
Mit dem LCT 440 sind sehr rauscharme Aufnahmen möglich. Ist schon das Eigenrauschen mit 7 dBA recht niedrig, benötigt es dank hoher Empfindlichkeit auch keine allzu hohe Verstärkung, auch der Vorverstärker steuert also kaum Rauschen bei.
Dank des mit max. 3 mA sehr niedrigen Phantomstroms eignet sich das LCT 440 auch gut für den Einsatz an mobilen, über den USB-Bus versorgten Interfaces.


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