Audio-Interfaces
Es existieren unzählige Möglichkeiten, analogen Ton in den Computer hinein und aus dem Computer heraus in die Aböre zu transportieren.
In praktisch jedem modernen Computer befindet sich ein grundlegendes System zur Analog-/Digital-Wandlung (AD-Wandlung) bzw. Digital-/Analog-Wandlung (DA-Wandlung) innerhalb des cpu-nahen Chipsatzes. Für gelegentlichen Einsatz beispielsweise in Videokonferenzen ist dieser Baustein grundsätzlich geeignet. Für anspruchsvollere Aufgaben, wie sie an meinem kleinen Audio-Arbeitsplatz anfallen, meist jedoch nicht. Auch schlichtes Musikhören nebenbei bringt mit den meisten chipsetbasierten Audiolösungen keine große Freude. Spätestens mit einem halbwegs guten Kopfhörer werden die Schwächen gnadenlos aufgedeckt.
Ein wenig besser sind meist dedizierte Soundkarten geeignet, die (auch nachträglich) auf einen der internen PCI-Slots gedrückt werden. Rauschen, Verzerrungen und Linearität der Frequenzgänge über den gesamten Hörbereich sind meist so gut, dass über ihre Ausgänge eine qualitativ deutlich bessere Ausgabe möglich ist. Bei den Eingängen, insbesondere solchen für Mikrofonsignale, kommen sie wegen der vielen und starken Störquellen innerhalb des Computergehäuses schnell an ihre Grenzen!
Die beste Lösung ist nach meinen Erfahrungen ein externes Audio-Interface. Bei Windows-PCs wird es normalerweise über einen USB-Port angeschlossen. Wegen der räumlichen Trennung ist es wesentlich weniger anfällig für Störeinflüsse, insbesondere, wenn es über symmetrische Ein- und Ausgänge verfügt. Auch ist die verbaute (Analog-) Technik meist aufwändiger und somit weniger negativ klangbeeinfussend aufgebaut.
Es gibt zwei grundsätzliche Typen von USB-Interfaces, die man an ihrer Art der Stromversorgung unterschieden kann: Zunächst solche, die über den USB-Bus vom Computer aus mit Strom versorgt werden (bus powered). Dies ist beim mobilen Einsatz vorteilhaft, jedoch ist die Betriebsspannung bei USB 2 auf 5 Volt beschränkt, was zu geringen maximalen Ein- und Ausgangspegeln führen kann. Auch die Phantomspeisung für Kondensator-Mikrofone kommt schnell an ihre Grenzen und meist weredn nur Kopfhörerimpedanzen bis 100 Ohm mit ausreichend Leistung verzerrungsarm versorgt. USB 3 ist in dieser Hinsicht besser aufgestellt. (Achtung: USB-C bezeichnet nur einen Steckeraufbau; viele Interfaces mit USB-C-Buchse arbeiten intern „nur“ mit USB 2 – vor dem Kauf also unbedingt einen Blick in die technischen Spezifikationen werfen!) Daneben gibt es Interfaces, die über eine externe Quelle mit Energie versorgt werden. Die Betriebsspannung liegt dann meist bei 12 Volt oder höher, damit sind höhere Signalpegel zulässig – und nebenbei werden auch Kopfhörer mit höherer Impedanz und/oder schlechterem Wirkungsgrad besser angesteuert.
Für die Musikwiedergabe – und ausschließlich dafür – setze ich ein mittlerweile recht altes Laptop (Bj. 2011) ein. Dafür wählte ich vor vielen Jahren ein kompaktes Creative Soundblaster X-Fi als externes USB-Interface Es begeistert mich noch heute mit seiner unspektakulären, neutralen Wiedergabe. Der maximale Ausgangspegel könnte ein wenig höher sein; mit 5 V aus dem USB-Bus betrieben, ist jedoch nicht mehr möglich – und in der Regel reicht er auch aus.
Am Video-Bearbeitungs-PC hängt ein Behringer Firepower FCA610. Obwohl auch dieses Interface schon etliche Jahre auf dem Buckel hat – und mittlerweile auch nicht mehr lieferbar ist – arbeitet es weiterhin zu meiner vollen Zufriedenheit. Es ist so gut mit Ein- und Ausgängen ausgestattet, dass ich hier bislang noch nie an Grenzen gestoßen bin. Auch seine inneren Werte überzeugen mit sehr rauscharmen, guten Mikrofon-Vorverstärkern und ebensolchen AD-/DA-Wandlern. Zwei unabhängig voneinander arbeitende, einzeln regelbare und auch an höherimpedanten Kopfhörern leistungsstarke Kopfhörerverstärker sind heute erst in deutlich höheren Preisklassen anzutreffen.
Meinen Büro-PC rüstete ich kürzlich für die Audiobearbeitung auf. Als Interface ist dort ein Motu M4 angeschlossen – ein Gerät der 300-Euro-Klasse, das klingt, wie sonst die mindestens doppelt so teuren. Damit sind fast schon „amtliche“ Aufnahmen möglich. Dazu ist es mit Ein- und Ausgängen gut ausgestattet und richtig robust verarbeitet. Die Bedienelemente sind nicht zu klein und recht griffig, das LCD für die Pegelanzeige ist großformatig, fein auflösend und dadurch sehr gut ablesbar. Die Bedienung ist auch für Einsteiger völlig unkompliziert. Im Gegensatz zu manch anderem läuft es unter Windows sehr stabil und mit sehr niedrigen Latenzen.
Am Laptop, das u. a. für Video-Chats/-konferenzen und gelegentliche Audio-Aufnahmen dient, hängt ein Presonus Revelator io24. Es kommt klanglich nicht ganz an das Mozu M4 heran, verfügt aber über interessante Ausstattungsdetails und ist gut 100 Euro günstiger. Mehr dazu im letzten Absatz ganz unten ...
Es folgt eine kurze Liste weiterer, aktueller Interfaces. Alle verarbeiten Signale symmetrisch, haben mindestens je zwei Mikrofon- bzw. Line-Eingänge sowie ein Paar Ausgänge, dazu einen regelbaren Kopfhörerverstärker. Für Musiker sind – außer beim Presonus Revelator io44 – bei allen Midi-Ein- und Ausgänge vorhanden. Die Wandler arbeiten alle mit mindestens 24 Bit/96 KHz. Die Interfaces zeichnen sich durch gutes Preis-Qualitäts- und Ausstattungs-Verhältnis aus und stellen für mich für das Homerecording die Mittelklasse dar. Darunter gibt es natürlich auch noch eine Art Einsteigerklasse; aber wer billig kauft, kauft oft zweimal – deswegen lieber nicht zu weit unten einsteigen. Nach oben geht es natürlich auch noch besser, aber die Preise entwickeln sich dann nicht mehr linear zu Ausstattung und Qualität, sondern deutlich steiler! Das Motu M4 ist in meinen Augen schon ein Spitzenklassegerät – abgesehen vielleicht von der für ein Spitzenklassegerät geringen Anzahl von Ein- und Ausgängen (keine digitalen Ein- und Ausgänge, kein zweiter Kopfhörerausgang ...).
In der Liste von oben (preiswerter) nach unten (teurer) verbessern sich meist Ausstattung, Rauscharmut, Latenzzeiten ...
- Behringer U-Phoria UMC 204 HD (ca. 100 EUR) Thomann
- Behringer U-Phoria UMC404HD (ca. 130 EUR) Thomann
- Steinberg UR 22 (in verschiedenen Ausführungen ab ca. 150 EUR) Thomann
- Presonus Revelator io24 oder io44 (m. Lizenz Studio One Artist, je ca. 170 EUR) Thomann
- Focusrite Scarlett 4i4 3rd Gen (ca. 210 EUR) Thomann
- Presonus Studio 68c (m. Lizenz Studio One Artist, SPDIF, ca. 260 EUR) Thomann
- Motu M4 (super Mikro-Vorverst., Wandler und KH-Verstärker, ca. 260 EUR) Thomann
Leider gehen bei Presonus die Kopfhörerausgänge zur Rückseite heraus – warum auch immer. Die Revelator-Interfaces zeichnen sich durch ein originelles Bedienungskonzept mit wenigen Bedien-Elementen aus. Sie haben die Fähigkeit, auf mehreren Kanälen auch Signale aus dem Computer einzumischen, also beispielsweise aus Streams oder Video-Konferenzen, und den Mix wieder zurück auf den Computer zu geben; dies kann für eigene Streams oder auch Interview-Situationen, beispielsweise beim Podcasting, interessant sein. Leider sind die LCDs sehr klein ausgefallen, so dass sie (für mich) nicht besonders gut ablesbar sind. Das io44 hat nur einen Mikrofoneingang, ist dafür jedoch sehr kompakt gebaut. Allen Presonus-Interfaces ab ca. 100 EUR liegt ein Gutschein für die Vollversion der DAW Studio One 5 Artist bei – sie ist sowohl für Einsteiger wie Fortgeschrittene sehr empfehlenswert und kostet sonst allein rund 100 Euro.